„Wolfgang Mattheuer: Solange die Sonnen noch nicht im Schwarz ersaufen …“

Arbeiten auf Papier aus der Sammlung Peter Mathar

15. Januar bis 4. März 2012

kunst galerie fürth, Königsplatz 1, 90762 Fürth

art-in.de 6.1.2012: „Wer Wolfgang Mattheuer ausstellt, ruft zwangsläufig die Zeitgeschichte auf. Schließlich ist der Großteil des Werks zu Zeiten der Existenz der DDR entstanden. Und die von Mattheuer selbst so genannten „Problembilder“ (Tagebuch 16.3.1975. W.M., „Äußerungen“, 1990 Berlin) sind ein beträchtlicher Teil des Gesamtwerks.

Er, der sich dagegen sträubte neben Bernhard Heisig und Werner Tübke zum Gründervater der sogenannten Leipziger Schule stilisiert zu werden, als habe unter diesen berühmt gewordenen Künstlern Einigkeit über den künstlerischen Weg geherrscht, ist unter den prominenten Malern der DDR der beim breiten Publikum unbekannteste: Von ihm bleibt in der öffentlichen Wahrnehmung des begonnenen 21. Jahrhunderts ausgerechnet eine Skulptur – der Jahrhundertschritt (Abgüsse u.a. in Berlin, Bonn, Leipzig, Stiftung Moritzburg). Wolfgang Mattheuer war Mitglied der SED (von 1958 bis 1988), aber nie ideologiegetriebener Kulturfunktionär. Künstlerische Inspiration suchte er bei C.D.Friedrich und Goya, bei Beckmann, Otto Pankok und Hofer, natürlich bei den im Osten Deutschlands überaus opportunen Vorbildern Fernand Léger, Renato Guttuso oder dem Picasso der Guernica-Phase (denn letzterer war vorübergehend, die Erstgenannten sogar langjährig Mitglieder der Kommunistischen Partei). Wenn ein gewichtiger Teil des Werks anspielungsreich wie sublim die kritische Zeitgenossenschaft Mattheuers widerspiegelt, so wird diese Haltung ausponderiert von den zahlreichen „Erholungsbildern“, bemerkenswerterweise vielen, die die Reichenbacher Heimat in den Blick nehmen. Trotz des gegenüber der Macht erstrittenen Privilegs vielfacher Reisen ins In- und Ausland fühlte er sich doch immer wieder nur ganz geborgen in der Reichenbacher ´Welt in der Nussschale` seiner vogtländischen Heimat. Heinz Schönemann (Potsdam) bringt es auf den Nenner, wenn er Mattheuers Haltung mit der Formel Kosmopolitischer Provinzialismus belegt. Diese Einschätzung stützt sich explizit auf eine Aussage Wolfgang Mattheuers, die er in einer Rede zu einer Ausstellung am 3.10.1984 in Mylau formulierte, einem Ort in der Nähe des Geburts- und Lebensortes Reichenbach im Vogtland: „Die ganze Welt als Heimat schafft sich keiner. Aber wer die Heimat als ein Stück Welt begreift, kann ein Weltbürger sein.“ weiterlesen

Presse:

donaukurier.de vom 22.1.2012

2 Antworten

  1. Waltraut Schumann sagt:

    siehe auch Ausstellung Wolfgang Mattheuer, Gemäldegalerie Neue Meister Dresden, 1975, gleichzeitig mit der Ausstellung Caspar David Friedrich.
    Katalog: Joachim Uhlitzsch : „Der ungewöhnliche Realismus Wolfgang Mattheuers“

    (die Kunstgespräche in der Ausstellung waren ein Ereignis mit überbordender Besucherzahl sodaß Übertragung in anschließende Räume notwendig wurde.)

  2. Waltraut Schumann sagt:

    Das große Interesse an Mattheuer zu DDR-Zeiten ist unbedingt zu berücksichtigen, will man dem Thema „Bilderatlas“ gewinnbringend nähertreten. Sein großformatiges Gemälde „Sysiphos und die
    Seinen“ begrüßte den Besucher, der die Treppe zur Gemäldegalerie Neue Meister Dresden hinaufschritt, lange Zeit schon aus der Ferne.
    Es ist müßig, darüber zu streiten, wer unter der damaligen Malergeneration der Größte war. Eine Meinung aber besagte eben auch, es sei Mattheuer gewesen.
    Sein Nachruhm ist ihm gewiß, dies war der Galeriedirektion seinerzeit selbstredend klar und sie handelte danach.

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